Laudatio

Mitgliederversammlung des Schleswig-Holsteiner Bezirksverein des VDI am 15. April 2013 im Haus des Sports in Kiel

Ernst Nicol – „Ein Lebensretter, den Niemand kennt“

Diesen Aufmacher wählte die Tageszeitung „Husumer Nachrichten“ am 2. März diesen Jahres. Herr Nicol weilt heute zu seinem 50jährigen Jubiläum als Mitglied des VDI unter uns und wir möchten ihm hier auf der Mitgliederversammlung ganz herzlich gratulieren und seine „Taten“ würdigen. Ihnen wurde am 10. März diesen Jahres ein Beitrag im Schleswig-Holstein Magazin unter der Rubrik „Zeitreise: Das moderne Rettungsboot“ gewidmet, wirklich eine Zeitreise, denn Ihre aktive Zeit als Schiffbauer auf der Husumer Werft liegt schon ein paar Jahre zurück. Noch länger, nahezu bald 6 Jahrzehnte liegt Ihre Erfindung, das „Insassen-Schutz-Rettungsboot“ zurück. Offene Rettungsboote waren bis in das 2 Drittel des 20. Jahrhundert das wichtigste Rettungsmittel überhaupt in der Seefahrt mit all seinen Gefährdungen in rauer See.

Das Bild der Rettung in offenen Rettungsbooten bei dem „Titanic“ Unglück 50 Jahre früher, gibt leider einen falschen Eindruck wieder, da damals beim Untergang die See sehr ruhig war – das ist aber meist nicht der Fall bei einem Schiffsunglück, sondern eher die Situation beim Untergang der Pamir. Im Jahre 1957 sank die 4-Mast Bark „Pamir“ in einem Hurrican im Atlantik. Von 86 Seeleuten hatten nur 6 überlebt. Die damals üblichen offenen Rettungsboote boten nicht ausreichend Schutz gegen die Unbill der rauen See. Das letzte schwere Ünglück ist uns allen noch gut in Erinnerung – der Untergang der Estonia 1994. Wie so häufig ist eben ein schweres Unglück wie der Untergang der Pamir auch Anlass zum Nachdenken und Grübeln – so auch bei unserem Jubilar Ernst Nicol, der sich Gedanken machte, wie lassen sich die Überlebens- chancen von Menschen auf See verbessern. Seine Antwort war ein gedecktes gewichtsstabiles Rettungsboot, das den Seegangskräften widerstehen konnte und ausreichend Schutz der Insassen vor der rauen See bot. Ihre Erfindung der geschlossenen Rettungsboote wurde alsbald Standard, festgelegt auf der internationalen Schiffssicherheitskonferenz in London 1960. Man findet diese Rettungsboote heute überall auf den großen Kreuzfahrtschiffen wie auf den Frachtschiffen.

Sie wurden 1923 in Flensburg geboren und gehören damit zu der Generation, die den II. Weltkrieg erlebte mit Gefangenschaft und Flucht. Sie erwählten den Beruf eines Schiffbauingenieurs und waren viele Jahre auf der Husumer Schiffswerft tätig. Wie so viele Schiffbaubetriebe ist diese ihre berufliche Heimat, die Werft ein Opfer der globalisierten Arbeitsteilung geworden. Der Handelsschiffbau ist in Deutschland nahezu zum Erliegen gekommen. Das ist Schade, aber können wir es ändern!

Lieber Jubilar, ihre Erfindungsgabe, ihre Kreativität und wie es sich für einen Ingenieur gehört, ihre Tüftelei haben Früchte getragen und sollen und müssen hier im Kreis des Vereins Deutscher Ingenieure zur Sprache kommen und gewürdigt werden. Ihnen gilt unser herzlicher Glückwunsch und unser Dank für Ihre Arbeit als Ingenieur zum Wohle der Menschen.

Was kann man schöneres über das Arbeitsleben eines Ingenieurs sagen.

Quelle: Laudatio von Dr.-Ing. Fritz Bartels am 15.03.2013